- Das Wunder ist des Glaubens liebstes Kind
- Das Wunder ist des Glaubens liebstes KindDieses Wort der Skepsis gegenüber dem christlichen Glauben, das diesen zum Wunderglauben degradiert, ist ein Zitat aus Goethes Faust (Teil I, Nacht). Es schließt sich unmittelbar an die Worte an, in denen die Titelfigur ihren Glaubensverlust konstatiert (»Die Botschaft hör ich wohl, allein mir fehlt der Glaube«). Faust ist in seinem Erkenntnisstreben an einem Punkt angelangt, wo er verzweifelt zur Giftphiole greift, nachdem er zuvor vergebens das Zeichen des Makrokosmos geschaut hat und vom Erdgeist zurückgewiesen worden ist. Bei dem Versuch, das Gift zu nehmen, wird er unterbrochen durch »Glockenklang und Chorgesang«. Der Chor der Engel verkündet die Auferstehung Christi. Was ihn davon abhält, sein Vorhaben auszuführen, ist jedoch nicht sein christlicher Glaube, sondern die durch den Gesang ausgelöste Erinnerung an die Jugend und die Ungebrochenheit des Wunderglaubens in jener glücklichen Zeit.
Universal-Lexikon. 2012.